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Roczniki Filozoficzne:
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30 >
Issue: 2
Tadeusz Styczeń
Tadeusz Styczeń
Prawda o człowieku a etyka
Die Wahrheit Über den Menschen und die Ethik
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Der Mensch ist allzu „anders" und „höher" als alles andere um ihn herum in der sichtbaren Welt, als dass man dieses nicht wahrnehmen, nicht erkennen oder nicht erfahren mag. Daher bildet die Formel „Die menschliche Person ist für sie allein zu affirmieren" (Persona est affirmanda propter seipsam) lediglieh den gedanklichen Ausdruck und die sprachliche Fixierung dessen, wer der Mensch ist, sowie dessen. wie er sich vergegenwaärgt und sich selbst sowie dem anderen Menschen erscheint Diese Formel ist mit anderen Worten ein Ausdruck und eine Fixierung der menschlichen Erfahrung im Aspekt seines Wertes, der auch die persönliche Würde genannt wird.Diese Wahrnehmung des „anders" und „höher" des Menschen ist notwendig und genügt nicht nur, um die These zu formulieren: „Die menschliche Person ist für sie allein zu affirmieren". sondern auch, um ihr das ethische Hauptprinzip und zugleich die Begründung des sittlich regelmaßigen Verhältnisses des menschlichen Willens gegenüber dem Menschen (dem anderen Menschen und gegenüber sich selbst) zu erkennen, d.h. um die sittlich eigene Stellung und Absicht (bene-volentia) des sittlichen Wirkens zu gestalten Die Wahrnehmung des „anders" und „höher" bildet daher die experimental oder von der bekannten Philosophie, Religion. Weltanschauung unabhängige Basis für den effektiven interphilosophischen und interkonfessionellen Dialog im Namen der Affirmation der personalen Würde des Menschen.Um jedoch dieser Stellung und dieser Absicht einen richtigen und effektiven Ausdruck in der Wirkung zu geben, muss man darüber hinaus die gegenständliche Struktur des Affirmierten erkennen. d.h. zur objektiven Wahrheit über den Menschen durchdringen. Nur eine auf diese Weise mit guter Absicht motivierte Tat kann eine effektiv gute Tat für den Adressaten (bene-ficentia) oder eine sittlich richtige Tat werden.Die Erkenntnis der objektiven Wahrheit über den Menschen ist die wirkliche Aufgabe der Anthropologie. Das betrifft auch die Erkenntnis der Wahrheit dessen, was für den Menschen sachlich gut ist. Was für den Adressaten dieser Tat sachlich gut ist, kann natürlich - doch muss überhaupt nicht - dem gleich sein, was ihm selber (dem Affirmierenden oder dem Affirmierenden und dem Affirmierten zugleich) gut zu sein scheint. Daher bildet die Wahrheit über die objektive ontisch-axiologische Personenstruktur und der Wille zur Erkenntnis dieser Wahrheit durch die affirmierende Person den Test einer Authentizität der guten Intention (Haltung) des Handelnden und erscheint als unabdingliches Bindeglied zwischen der Deklaration einer propersonalen Haltung (bene-volentia) und ihrem effektiven Ausdruck und der Verwirklichung in der Tat (bene-ficentia). Redliche Wahrheitserkenntnis über den Menschen dagegen oder Anthropologie (im weiteren Sinne dieses Wortes) wachst zur Rolle eines unersetzlichen Kettengliedes, das in eine Ganzheit das ethische Hauptprinzip („allgemeine Ethik") und ihre einzelnen inhaltlichen Determinationen oder die näher bestimmten Weisen einer Verwirklichung in der Tat, die sogenannten umständhehen oder billigkeitsfähigen ethischen Normen („eingehende Ethik") zusammenfasst. Auf diese Weise wurde dank der Anthropologie die objektive Wahrheit über die ontische Struktur des Menschen und der daraus erwachsenen Hierarchie der Güter oder Werte (ordo bonorum) zum objektiven Mass und Kriterium der redlichen Affirmation der Person, d.h. der Liche in der Tat. der tätigen Liebe (ordo amoris) Die sittlichen Einzelnormen sind also ausschließlich normativer Exponent (Übertragung) der durch die Anthropologie veröffentlichten Wahrheit über den Menschen und als solche erfüllen sie die Rolle von Kriterien des Affirmierens des Menschen im Handeln, indem man den Menschen vor den Wirkungen sichert, die ihn nur scheinbar, wenn auch in guter Absicht (guten Widens) und Liebe affirmieren.Man muss Anthropologie in der obengenanntcn Bedeutung von der Anthropodoxie unterscheiden. Ziemlich verbreitet ist jetzt die Anschauung, dass das Ich, entweder als individuelles Subjekt oder ais Gruppensubjekt (Gemeinwesen), entweder seine eigene Natur konstituiert oder sich als „Selbstverständnis" bezeichnet. Die „Natur” ist ein Korrelat des „Selbstverständnisses”. Das ist ein Beispiel des Reduzierung des menschlichen Seins (être) zum menschlichen Schein (paraître), ähnlich in seinem Mechanismus der Form des menschlichen Reduzierens des „esse” zum „percipi”. Was das Personalismusprinzip betrifft, führt das zur Änderung der Personaffirmation „für sie selbst” zur Personaffirmation „für ihre Sicht ihrer selbst” (für ihr „es dünkt mich”). Das bedeutet eine Isolierung des Hauptprinzips der Ethik von ihrem Wesenskern und das Hinterlassen ihrer nur äusseren Formel. in die man dann „Selbstverständnisse” einzelner Individuen oder Sozialgruppen hineinlegen kann. Das Aufeinanderwirken von zwei oder mehreren Personen, die die Bedingung der Akzeptation ihrer eigenen „Selbstverständnisse” erfüllen, wird, wenn die Dinge so stehen, als „objektiv gut” vom sittlichen Standpunkt her geschaut und zugleich sittlich ganz recht unabhängig von ihrem Inhalt. So kann man als Liebe nicht nur anerkennen. was nur ihr Schein ist. sondern geradezu dem Antihumanismus unter der Losung des Personalismus oder im Namen der Ethik den Weg bahnen.Auf welche Weise kann man zu einem wahren Menschenbild gelangen? Wo kann wahre Anthropologie beginnen und worauf kann sie bauen? Von nun an ist das eine Leitfrage für die Ethik.Vor allem ist das eine Tatsache, derer Wirklichkeit nicht zu leugnen ist. dass wer immer der Mensch auch wäre, er der ist, der er ist. wenn er überhaupt existiert, sowie dass er gelegentlich existiert. Der Mensch musste nicht zum Vorschein kommen, und obwohl er tatsächlich ist, muss er nicht sein. Er könnte auch nicht sein Sein Dasein verdankt er nicht sich selbst Es fliesst nicht aus seinem inneren Wesen. Der Mensch existiert, weil das Dasein ihm gegeben worden ist. Er ist, weil er eine Gabe ist Also folglich, das was er ist, muss er sein - und ist er auch - als Gabe. Das ist eine Gabe dessen, dem der Mensch endgültig auch das verdankt, dass er existiert. Als Anerkennung dieser elementaren Tatsache bildet die unbestreitbare Grundlage des Sehens des Menschen in der Wahrheit. also die Grundlage des Zeichnens seines „wahren Bildnisses”, also die Bedingung der Unterscheidung einer authentischen Anthropologie von den Meinungen oder sogar Phantasien zum Thema des tätigen Menschen oft unter diesem Namen und schliesslich die Bedingung sine qua non der wirklichen und nicht nur scheinbaren Affirmation des Menschen im Handeln, der Liebe in der Tat.Es ist unmöglich. die Wichtigkeit dieser Tatsache für die Bezeichnung der Grenze zu überschätzen, unter die man absolut nicht mehr heruntersteigen kann noch darf, wenn man im allgemeinen sinnvoll ein Prinzip der Affirmation der menschlichen Person „für sie selbst” und nicht „für ihr Es-scheint-mir” stützen will. Im Lichte der Tatsache der menschlichen Zufälligkeit ist nämlich schon der Versuch, dem Menschen - im wesentlichen beliebig „schöpferische” - Erkenntnismacht zur Konstituierung seiner Natur zuzuschreiben, ein Verrat an der Wahrheit über den Menschen. d.h. ein Akt der Anti-Affirmation des Menschen, und das bereits auf der Ebene seiner Theorie. Es ist nämlich ein Versuch, ihm ein Attribut zuzurechnen, das er nur dann besitzen dürfte, wenn er ein soleher wäre, der er nicht ist und nicht sein kann. namlich Schöpfer seiner selbst, schöpferischer Akt seines eigenen Daseins. Diese Illusion, die man dem Menschen leicht einreden kann. denn sie schmeichelt seiner Eitelkeit. fällt die Tatsache seiner Zufälligkeit Im Lichte dieser Tatsache kann eine Selbststerkenntnis nicht auf dem selbstbewussten Erschaflen seiner selbst, sondern auf dem selbstbewusstem Sich-selbst-Rekonstruieren (Wiederherstellen) und schliesslich auf der Entdeckung dieses Bildes in sich selbst. das der Geber des Daseins veiehnet und gestaltet, beruhen Die Bewusstseinsrolle besteht in der „Abspiegelung” dieses Bildes in seinem eigenen Spiegel und in seiner gleichsam wiederholten Aneignung des menschlichen leh durch das erkennbare Ich, also auf „Hervorhebung des Subjektiven" eben dieses BiIdes Das gesehieht mcht ohne Schöpfertum des Bewusstseins Das hat jedoch nichts mit Schöpfung gemein Das ist kem Bereich der Kunst, sondern der Erkenntnis und ihrer Kriterien Infolgedessen bleibt das Bewusstseinsbild das lch zu dem sachlichen Bild, das das Ich ist, als zu seinem sachlichen Kriterium wesentlich bezogen Das sachliche Kriterium der Selbsterkenntnis bildet nachher ein saehliches Kriterium der Liebe. Bben das lässt die Taten, mit denen der Mensch authentische Liebe verwirklicht. von den Taten, die ausschließlich dank der guten Absicht der handelnden Person, aber auch nur infolge ihres Irrtums - also wenigstens infolge der Wahrheitsvermutung - noch Liebe genannt werden künnen. untersehciden.Der Schlüssel also zur für die Ethik grundsätzlich wichtigen Wahrheit über den Mensvhen befindet sich in der Tatsache der Zufälligkeit des Menschen, seiner Affirmation und vollen Exploidierung seines Inhalts in Rahmen dei Theorie vom Menschen, in der Anthropologie Darin ist sehon ein methodologischer Hinweis dessen enthalten, was für eine Anthropologie das sem muss und für welche Ethik vor allem sie optieren muss.Um ihre Hauptaufgabe, welche die Sieherung der Würde der menschlichen Person ist, auszuüben, muss die Ethik einerseits die notwendigen Bedingungen des Auftauchens und Daseins des Menschen und andererseits die Elemente, die auf notwendige Weise seine Daseinsidentitat bzw seine ontisch-axiologische Struktur bezeiehnen, kennenlernen Das Erkennen dieser beiden Tatsachen allein ermoglicht der Ethik, ein normatives Minimum zu formulieren, das man absolut nicht unterschreiten dart, insofern die vom Menschen zum Mensehen mit der Absicht des Affirmierens seiner für ihn selbst gerichtete Tat in Wirklichkeit - und nicht nur zum Schein - ein Affirmationsakt des Mensehen bleiben soll Nur eine solche Erkenntnis ist imstande, der Ethik eine Garantichinweisung zu ermöglichen, die eine Becintrachtigung der Würde der menschlichen Person und sogar Gottes mit Bezugnahme auf den Personalismus ausschliesst und die Ethik vor ihrer Entartung in Antihumanismus und in Antitheismus schutzt.Ob - und wie sehr - ist eine solche Menschenerkenntnis und erne solche Anthropologie möglich? Diesen Standpunkt beanspruchen zwei wissenschaftliche philosophische Disziplinen oder zwei Zweige im klassischen Verstehen der Philosophie als Erkenntnis, die sich in absolut wichtigen Sachbehauptungen ausdrücken Das sind die Meiaphysik des Menschen sowie die „realistische Phänomenologie" des Menschen Die erste Lehre untersucht den Menschen vom Gesichtspunkt der Zufälligkeit seines Daseins, die andere dagegen bemüht sich, die Inhaltselemente für die Identität des menschlichen Phänomens zu bestimmen In Anlehnung an diese beiden Disziplinen ist die Ethik imstande - als Philosophie des sittliehen Sollens - absolut gültige ausführliche Tätigkeitsnormen zu formulieren Das sind übrigens absolut gültige Normen nicht nur in der streng philosophisch-methodologischen (oder meta-philosophischen) Bedeutung, d.h im Sinn der Sachbehauptungen (nur der unformalen!), die Ausnahmemöglichkeiten ausschliessen, sondern auch im Sinn ihrer hauptsächlichen Lebenswichtigkeit. Indem sie ein sittliches Minimum für die zwischenmenschliche Aktivität absteckt, nehmen sie die Würde und Identität des Menschen wahr und bezeichnen damit die unübertragbare Basis, auf der erst lrgendeine authentische Entwieklung möglich ist Diese Normen eben bilden für ihn einen unersetzlichen „Test der Wahrheit”.Im Gegensatz zu der philosophischen Anthropologie, die ein transsubjektives Mass der Wahrheit des Selbstverständnisses anerkennt, ist die Anthropologie, nach deren Lehre die menschliche Natur ein Korrelat des Selbstverständnisses des einzelnen oder der Gruppe ist, in Theorie und Praxis eine Beseitigung der Moglichkeiten und des Bedürfmsses irgendeiner vveite ten Rechtskraft oder Prüfung der einzelnen Selbstverständnisse Dadurch bahnen sie der Ethik einen Weg zum unkontrollierten, von allen bisherigen am meisten aggressiven und gefährhehen sittlichen Relativismus (Nihilismus), weil er in der Verkleidung und unter der Beschirmung des Personalismus hervortritt.
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