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1. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 1
Francesca Iannelli Hegels Deutung der griechischen Skulptur
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Es ist bekannt, dass Hegel das reine, unbefleckte Weiß der griechischen Statuen preist. Er befindet sich dabei im Einklang mit den Theorien Winckelmanns, die in der Folge von angesehenen Kunstwissenschaftlern widerrufen wurden. Es ist allerdings ein immer noch ziemlich verbreitetes und fest verwurzeltes Vorurteil, dass Hegel in seiner Begeisterung für die Klassik verblendet gewesen sei und sich nicht über die Studien auf dem Laufenden gehalten habe, die sich in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts mit der reichen Farbenvielfalt der griechischen Kunst beschäftigten. Dieser Beitrag soll aufzeigen, dass Hegel in einer Phase der Unsicherheit die Polychromie radikal ablehnte, aber nicht, weil er nicht davon gewusst hätte, sondern weil sie ihm nicht angemessen für den Begriff der Skulptur erschien. Er sah die Skulptur als Materialisierung dessen, was ewig und substanziell ist, nämlich der vielfältigen Gottheiten des griechischen Pantheons. Es sind insbesondere die Berliner Vorlesungen, die beweisen, dass Hegel die revolutionären Studien des Franzosen Quatremère de Quincy bekannt waren. Er wies jedoch kategorisch zurück, dass die Farben des Lebens die idealen Gestalten der schönen Gottheiten mit ihrem teilnahmslosen Blick belebt hätten, da die Götter nicht bis zur Schwelle der Subjektivität mit ihren Widersprüchen, ihren Schatten und Nuancierungen vordringen sollten, wie es später in der christlichen Malerei erfolgte.
2. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 1
Obert Mathias Leibliche Mimesis in der Kunsttheorie
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In herkömmlichen Theorien zur künstlerischen Mimesis findet die Frage nach dem Ursprung des mimetischen Vermögens im Menschen keine befriedigende Antwort. Dieser Beitrag versucht zu zeigen, welche Bedeutung neben der anschaulichen Gestaltnachahmung einer „leiblichen Mimesis“ für das Verständnis künstlerischer Produktion wie ästhetischer Rezeption zukommt. Selbst die Figuration der Malerei ist ursprünglich zu begreifen als eine mimetische „Bewegungsgestalt“; sie entspringt zuerst in einer leiblichen Verwandlung in der Zeit, noch bevor sie ihren Niederschlag in einer sichtbaren Gestalt, der mimetisch-künstlerischen Figuration, findet. Ein paradigmatisches Verständnis von leiblicher Mimesis lässt sich anhand einer leibphänomenologisch sensibilisierten Lektüre wegweisender Bemerkungen von Autoren wie Fiedler, Nietzsche, Benjamin und Adorno, sodann anhand des Werkes von Künstlern wie Paul Cézanne und Willem de Kooning entwickeln.
3. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 10
Clélia Aparecida Martins Habermas: Erkenntniskritik und Sprache
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Für den frühen Habermas ist die Erkenntniskritik nur als Gesellschaftstheorie möglich. Die Erkenntnisprozesse werden geregelt von den Interessen (das Technische, das Praktische, das Emanzipatorische), die anthropologisch verwurzelt und durch die Naturgeschichte der menschlichen Spezies erklärbar sind, und –im Falle des Emanzipatorischen– auch durch die Sozialgeschichte. In den Werken vor Erkenntnis und Interesse diskutiert Habermas, obwohl er in Texten hier und da die Wissenschaftskritik aufrechterhält, viele andere Aspekte der heutigen Epistemologie, sodass er die Interessentheorie aufgibt. Er beabsichtigte dann eine Ausarbeitung der Diskurstheorie und entwickelt dazu in den siebziger Jahren eine auf der universellen Pragmatik beruhende Theorie der Wahrheit als Konsens. In Bezug auf das Thema „Spra-che und Erkenntnis“ befinden wir uns nicht vor einem linearen Denken, und die zu beantwortende Frage ist, warum Habermas die anfänglichen Formulierungen aufgegeben hat, um eine erste Theorie der Wahrheit als Konsens zu errichten, und schließlich in neueren Texten –ausgehend von den Diskussionen zur rationalen Annehmbarkeit– die wissenschaftliche Wahrheit mit der Problematik des „Naturalismus“ behandelt sowie die Frage nach seiner Bedeutung, um das Problem der Objektivität der Erkenntnis und der Rationalität selbst, welche die menschliche Spezies kennzeichnet, zu verstehen.
4. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 14
Katsutoshi Kawamura Der Crusius’sche Freiheitsbegriff und seine Voraussetzungen
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Der Leipziger Pietist Chr. A. Crusius (1715-1775) setzt sich mit dem von Leibniz und Wolff festgelegten „Satz vom zureichenden Grund“ auseinander, nach dem nicht nur jedes Naturgeschehnis, sondern auch jede Handlung des Menschen a priori determiniert zu verstehen ist. Zunächst kritisiert Crusius die Vieldeutigkeit des Begriffs „Grund“, wo er zunächst zwischen „Realgrund“ und „Erkenntnisgrund“ unterscheidet, und weiterhin ersteren in „wirkende Ursache“ und „Existentialgrund“, und letzteren in „Erkenntnisgrund a priori“ und „Erkenntnisgrund a posteriori“ einteilt. Nach Crusius hat menschliche freie Handlung keinen eindeutig determinierenden Grund, sondern nur wirkende Ursache, die jeder seinerseits ablehnen kann. Crusius gründet seinen Freiheitsbegriff auf die Wahrscheinlichkeitslehre, nach der freie Handlungen wegen der Endlichkeit des Menschen nur a posteriori erkannt werden. In meinem Beitrag versuche ich zu zeigen, dass im Freiheitsbegriff von Crusius, der „Grundtätigkeit der Freiheit“, ein Muster der Vereinbarkeit von der empirisch orientierten Freiheit und dem Determinismus einzusehen ist.
5. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 14
Nicolae Rambu Das Leben als ein Geschäft. Überlegungen zu Schopenhauers Eudämonologie
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Mein Beitrag wird versuchen, die inneren Spannungen der Aphorismen zur Lebensweisheit Schopenhauers darzustellen. Zuerst geht es um den axiologischen Bankrott des Lebens, dann um ein moralisches Dilemma, in dem sich der Leser Schopenhauers befindet: Idealismus oder Weisheit. Am Ende des Beitrags stellt sich die Frage, ob die Aufgabe der Philosophie darin besteht, gegen „die moralischen und intellektuellen Ungeheuer“ auf unserer Welt kämpfen zu sollen. Kann also die Philosophie eine Therapeutik des Geistes sein? Das bleibt eine offene Frage.
6. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 14
José Antonio Giménez Lust, Sprache und das gute Leben in Platons Philebos
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Die Platonforschung hat sich immer wieder mit den interpretatorischen Schwierigkeiten des Philebos befasst. Wahrscheinlich besteht die ernsthafteste Schwierigkeit dieses Dialogs darin, die Vielfalt der Themen, die hier behandelt werden, miteinander zu verbinden. Im Philebos wird die Frage nach dem guten Leben als Hauptthema vorgestellt, aber im Laufe des Dialogs werden sowohl dialektische Überlegungen über das Problem des Einen und Vielen als auch eine Klassifikation der ontologischen Gattungen des Kosmos eingeführt. Angesichts dieser Situation haben sich viele Interpreten ausschließlich auf die theoretischen Fragen konzentriert, ohne den Zusammenhang zwischen diesen Fragen und der ethischen Fragestellung zu berücksichtigen. Dieser Beitrag versucht zu erklären, wie die Frage nach dem guten Leben mithilfe der Begriffsanalyse behandelt werden soll, sodass die dialektische Reflexion über die Bedingungen der Sprache durch die Sachorientierung der ethischen Fragestellung erforderlich wird. Der Philebos kann demnach nur als eine kompositorische Einheit betrachtet werden, sofern man zunächst die hier vorliegende Verbindung von Ethik und Dialektik versteht.
7. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 15
Birden Güngören Bulgan Die Kritik der Abstraktion der Menschenrechte
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Die Kritik der Menschenrechte hat seit der Französischen Revolution nicht aufgehört. Die Menschenrechte wurden nach der Französischen Revolution auf unterschiedliche Weise kritisiert. Neben der utilitaristischen und positivistischen Kritik lässt sich eine historische Kritik finden. Die Kritik der historischen Rechtsschule und auch Hegels Ansatz konzentrieren sich auf die Kritik des Naturrechts und der Abstraktion der Menschenrechte. Die historische Rechtsschule und Hegel sehen als Grundlage der Rechte die Sitten, die sich über lange Zeiträume und durch die Struktur der Gesellschaft historisch entwickelten. Der kulturelle Relativismus der Menschenrechte benutzt heute ähnliche Argumente. Jeder Staat hat seine eigene Dynamik und deshalb sind die universellen Menschenrechte nicht in allen Kulturkreisen gleichermaßen realisierbar. Hinzu kommt, dass die Menschenrechte auch als Legitimation für militärische Angriffe auf einige Länder missbraucht werden. Dadurch verlieren sie in anderen Regionen ein großes Potential ihrer Glaubwürdigkeit. Kann uns die von der historischen Rechtsschule und Hegel gebotene theoretische Basis in der Diskussion der Menschenrechte heute noch weiterhelfen? Hinzu kommt die Frage, ob die Menschenrechte einem Staat aufgezwungen werden können oder ob sie nicht doch durch einen internen Prozess der Staaten gefestigt werden müssen, damit sie nicht nur als Abstraktion bestehen.
8. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 22
Werner Moskopp Protreptikos oder Kokolores: Transzendental-pragmatizistische Überlegungen zur Metaphilosophie
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Je mehr man Philosophie als savoir-vivre versteht, desto geringer fällt das Konzept einer Metaphilosophie ins Gewicht. Unter Ablehnung einer künstlichen Hyper- und Hyponomisierung philosophischer Selbstbestimmungsmomente (sc. Metaphilosophie, Metaethik und Metametaphysik sowie Spezialethiken etc.) wird in diesem Beitrag ein transzendental-kritischer Pragmatizismus als umfassende Methode des menschlichen „Machens, Wissens, Handelns“ etabliert. Pseudo-theoretisierende Metabolisierungen philosophischer Einzelaspekte werden zwar als ausgezeichnete künstlerische Formen protreptischer Rhetorik gerne befürwortet, entbehren jedoch ernstzunehmender Relevanz für das Selbstverständnis philosophischen Denkens. Der entscheidende Nachweis für diese starke These wird in der performativ-reflexiven Legitimierung der Abstraktionsleistung dieses Beitrags selbst zu suchen sein.
9. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 22
Stefan Klingner Zur Funktion der intellektuellen Anschauung für die Rechtfertigung philosophischen Wissens bei J. G. Fichte
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Die neuere Fichteforschung interpretiert Fichtes Konzeption der intellektuellen Anschauung nahezu ausschließlich bewusstseinstheoretisch, besonders mit Blick auf das Problem des Selbstbewusstseins in der Philosophie des Geistes. Dabei wird übersehen, dass der Begriff der intellektuellen Anschauung für Fichte vor allem eine – dem Selbstverständnis der „Wissenschaftslehre“ entsprechende – erkenntnistheoretische Funktion hat. Mit ihm versucht Fichte zu zeigen, wie ein spezifisches Wissen a priori für ein einzelnes Subjekt möglich ist, indem er den Zugang zum philosophischen Wissen in der intellektuellen Anschauung verortet. Fichtes Konzeption der intellektuellen Anschauung sollte daher mit Blick auf jüngere Diskussionen eher in den Kontext der erkenntnistheoretischen Frage nach der Möglichkeit apriorischer Rechtfertigung bzw. der metaphilosophischen Fragen nach der Möglichkeit und dem Status philosophischen Wissens gestellt werden. Der Vortrag gibt einige Überlegungen zu einer solchen Kontextualisierung.
10. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 24
Αικατερίνη Δώδου Ο δημιουργικός εκλεκτικισμός του Πέτρου Βράιλα Αρμένη
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Ο έλληνας φιλόσοφος Πέτρος Βράιλας Αρμένης (1812/13–1884) συγκρότησε φιλοσοφικό σύστημα, το οποίο έχει θεωρηθεί ως το αρτιότερο σύστημα νεοέλληνα φιλοσόφου και ως το μοναδικό που οικοδομήθηκε στα πλαίσια της γαλλικής σχολής του Πνευματοκρατικού Εκλεκτικισμού. Η διαμόρφωση του βραϊλιανού συστήματος γίνεται σε συνάρτηση προς την φιλοσοφική προβληματική της εποχής, στην οποία δέσποζε το πρόβλημα του λόγου και το πρόβλημα του όντος, που είχε προέλθει κυρίως ως συνέπεια του καντιανού σκεπτικού ιδεαλισμού και της μονιστικής οντολογίας του Εγέλου. Ο Βράιλας συγκροτεί την δική του φιλοσοφική απάντηση μέσα από μία δημιουργική διαλεκτική διαδικασία των σχετικών φιλοσοφικών αντιλήψεων που είχαν ήδη διατυπωθεί. Καρτεσιανές, αριστοτελικές, καντιανές, ροσμινιανές, κουζίνειες και εγελιανές είναι οι συνιστώσες του βραϊλιανού συστήματος, το οποίο δομείται με θεμέλιο και άξονα την έννοια του όντος. Ο Βράιλας θεμελιώνει το σύστημά του εκκινώντας από ό,τι θα μπορούσε να χαρακτηριστεί ως το βραϊλιανό cogito: πρόκειται για την συνείδηση του εγώ ως όντος, ενώ η ιδέα του όντος αποτελεί το πρώτο εξαγόμενο της αυτοσυνειδησίας του εγώ. Η βραϊλιανή φιλοσοφία - η οποία ορίζεται από τον ίδιο ως «ἡ ἐν τῷ ἀνθρώπῳ ἔλλογος συνείδησις τοῦ ὄντος»- δύναται να κριθεί ως μία πρωτότυπη σύζευξη φιλοσοφίας του συνειδότος και φιλοσοφίας του όντος.
11. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 26
Matthias Warkus Prädikatenlogischer und zeichenlogischer Veränderungsbegriff
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Der traditionelle prädikatenlogisch fundierte Begriff von Veränderung als dem Unterschied im Wahrheitswert zweier Sätze, die sich nur in der Erwähnung verschiedener Zeitpunkte unterscheiden („Cambridge change“), ist als Werkzeug der deskriptiven Metaphysik, also zur Beschreibung lebensweltlicher Veränderung, nur nach erheblichen ontologischen Investitionen geeignet. Lebensweltliche Veränderung als Cambridge-Veränderungen zu beschreiben erfordert Mittel und Wege, sowohl Gegenstände als auch Eigenschaften sauber zu individuieren, zwischen veränderungsrelevanten und veränderungsirrelevanten (d.h. meistens: zwischen intrinsischen und extrinsischen) Eigenschaften zu unterscheiden, das Grundproblem der 3D/4D-Debatte zu lösen usw. Meiner Meinung nach kann ein zeichenlogisch und pragmatistisch fundierter Veränderungsbegriff, der auf der Zeichentheorie und der Pragmatischen Maxime von C.S. Peirce aufbaut, dieselbe oder eine größere Beschreibungsleistung mit wesentlich geringerem ontologischem Aufwand erbringen. Ich schlage hierzu vor, Veränderung als Objekt einer peirceschen (also: dreistelligen) Zeichenrelation zu rekonstruieren, in der das Repräsentamen und das Interpretans Handlungen bzw. Handlungsmöglichkeiten sind, die jeweils in Zeichenprozessen fungieren, die Kontinuanten wie Gegenstände oder stabile Vorgänge repräsentieren bzw. konstituieren. Diese Zeichenprozesse sind dabei als die jeweilige als „selbstanalysierende Handlungsregel“ strukturierte „Summe der Handlungsmöglichkeiten“, die nach Peirce jedweden Begriff ausmacht, zu verstehen.
12. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 26
Hsiao-Mei Huan Soziologisch-ontologische Wende aus Luhmannscher Perspektive
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Seit der Begründungszeit quälte und quält sich die Soziologie mit der Metaphysikfrage, und zwar indem sie in der Kritik an Metaphysik bzw. Ontologie eine deutliche Abgrenzung zur Philosophie ziehen will und sich dabei als eine eigenspezifische Disziplin erklärt. In diesem Kontext wird der soziologische Blick von der Was-Frage auf die Wie-Frage geworfen. Der Vorrang der Wie-Frage bietet eine inspirierende Perspektive an, um wieder auf die Was-Frage zurück kommen zu können. Dieser Beitrag wird, basierend auf Luhmann’s Differenztheorie und deren Operationsbegriff, versuchen diese Entwicklung zu erläutern. Somit versuche ich, eine operationelle Wende heraus zu arbeiten und zum Schluss eine soziologisch-ontologische Wende vor zu schlagen, in der das Geschehene tatsächlich geschehen ist und sein muss – dies aber nur auf Basis der Differenz.
13. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 27
Dirk Fonfara Entwicklung, Schwerpunkte und Problemfelder der Husserlischen Lehre vom Wesen (eidos) im Ausgang und in Abgrenzung von Platon
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Husserls Phänomenologie basiert auf den Methoden der transzendentalen Reduktion und der eidetischen Variation. Mit letzterer beansprucht er, das Wesen (eidos) zu erfassen, d.h. zu allgemeinen Erkenntnissen zu gelangen. Der 2012 erschienene Band XLI der Husserliana dokumentiert anhand von ausgewählten, bisher unveröffentlichten Nachlassmanuskripten diese Eidoslehre von den ersten Anfängen bis zum Spätwerk (1891-1935). Im ersten Teil dieses Beitrags sollen im Ausgang von Platon, dem Entdecker des Apriori bzw. der Idee, jene Wesensanalysen unter der Leitfrage betrachtet werden, wie sich an ihnen verschiedene Phasen in der Entwicklung dieser Lehre ausmachen lassen, wie mit ihnen bestimmte systematische Schwerpunkte einhergehen und welche Problemfelder der Methode sich hier ergeben. Der zweite Teil befasst sich etwas näher mit Husserls signifikanten Bezugnahmen auf Platons Ideenlehre, deren Termini und Theoreme er aufgreift, sich so in deren Tradition stellt und diese in seine eidetische Phänomenologie integriert, was unausweichlich zu philosophischen Modifikationen oder Transformationen führt. Hierzu wird neben Band XLI insbesondere Husserls ebenfalls erst 2012 in Bd. IX der Husserliana Materialien publizierte Vorlesung „Einleitung in die Philosophie“ von 1919/20 herangezogen, da sie dessen ausführlichste, aber bislang nahezu unbekannte Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie darstellt. Abschließend sollen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Eidoslehren skizziert und diskutiert werden.
14. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 28
Tobias Eichinger Philosophisch-anthropologische Aspekte des Herstellungsbegriffs
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Die Bestimmung des Herstellungsbegriffs setzt bei der aristotelischen Unterscheidung zwischen den Tätigkeitsformen der poiesis sowie praxis an. Anders als das selbstzweckliche Handeln ist das herstellende Hervorbringen immer zweckorientierte, auf etwas außerhalb ihrer selbst gerichtete Tätigkeit. Anthropologisch gewendet, lässt sich die entsprechende Fähigkeit zur instrumentellen Mittel erfindung und systematischen Mittelherstellung (etwa von Werkzeugen) als zentrales Wesensmerkmal des Menschen bestimmen. Nach Hannah Arendt sind veschiedene Aspekte des Herstellens als einzigartiger Fähigkeit des Menschen zu unterscheiden. Auf der Seite des Herstellungsprozesses sind die eindeutig bestimmbare Abgeschlossenheit und die Finalität das Herstellens charakteristisch; auf der Seite des hergestellten Produktes sind die Gegenständlichkeit des Hergestellten sowie die von diesem unabhängige Beständigkeit des Produktentwurfs bestimmend, in dem wiederum die grundsätzliche Anlage zur Vervielfältigung und Massenproduktion jeder Hervorbringung gründet. Hieraus ergibt sich die Haltbarkeit als inhärente Eigenheit des Hergestellten, das somit seinen Hersteller potenziell überdauert. Schließlich wird die anthopologische Bedeutung des Herstellungshandelns deutlich: der unstete Mensch, dessen Leben in Struktur und Verlauf dauerhaft anfällig und beständig unbeständig ist, benötigt zum Überleben verlässlich Dauerhaftes, Beständiges. Als Homo faber gelingt es ihm, seine eigene Unnatürlichkeit durch selbstgemachte Künstlichkeit zu ergänzen und sich so eine “Heimat” (H. Arendt) zu schaffen.
15. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 29
Brigitte Buchhammer Was will feministische religionsphilosophie?
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Der Vortrag widmet sich einem noch nicht sehr entfalteten Teilbereich der Philosophie, dessen Erarbeitung mir aber als unerlässlich erscheint. Welche philosophischen Elemente sind notwendig, um den Entwurf einer Feministischen Religionsphilosophie auf einen tragfähigen philosophischen Boden zu stellen? Was kann feministische Religionsphilosophie dazu beitragen, ein sinnvolles philosophisches Argumentationsangebot zu erarbeiten für einen im Sinne von Kants Streit der Fakultäten her verstandenen streitbaren Dialog zwischen (feministischer) Theologie, Religionsphilosophie, Gender-Queer-Theory und (feministischer) Philosophie? Der Vortrag bewegt sich, in feministischer Relektüre einiger zentraler Motive von Kants Philosophie, entlang folgender Gliederung: (1) Aufgabe von Philosophie und feministischer Philosophie. Hier wird eine feministische Relektüre von Kants Streit der Fakultäten kurz angeregt. (2) Feministisch-religionsphilosophische Bezugnahme auf Kants Moralphilosophie. Hinsichtlich eines nicht-reduktionistischen Begriffs des Menschen ist der feministisch-philosophische Rückgriff auf Kants Moralphilosophie zielführend, wie in diesem Abschnitt gezeigt werden soll. (3) Wo ist der Ort der Religion im Menschen? Diese Frage umkreist unter feministischem Aspekt Kants Postulatenlehre. Als bedeutsam erweist sich in diesem Zusammenhang auch Kants Lehrstück des symbolischen Anthropomorphismus und seine Konzeption von Gott als Herzenskündiger. (4) Feministisch-philosophische Idee von Kirche im Anschluss an Kant: Inwiefern hat Kants Theorie des ethischen Gemeinwesens Relevanz für feministische Religionsphilosophie?
16. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 29
Bettina Zehetner Krankheit und Geschlecht: Gender trouble und feministische psychosoziale Beratungspraxis
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Krankheit und Geschlecht sind in ihrer normativen Dimension eng miteinander verknüpft. Judith Butlers Modell der performativen Herstellung von Geschlecht lässt sich für die Analyse der geschlechtsspezifischen Konstituiertheit psychosomatischer Krankheitsbilder nützen. Krankheit erweist sich als soziokulturell hervorgebrachte und geschlechterpolitisch wirksame Konstruktion und Deutung körperlicher und psychischer Zustände. In der Ausformung von Krankheitsbildern, ihrer Interpretation und Behandlung werden geschlechtlich markierte Körper inszeniert. Die Performativität von Krankheit und Geschlecht manifestiert sich in den Phänomenen der hysterischen Konversion, der Anorexie und Bulimie, des selbstverletzenden Verhaltens sowie der multiplen Identität. In der überzeichneten Verkörperung von Weiblichkeitsstereotypen in diesen so genannten „Frauenkrankheiten“ wird das Kontinuum zwischen „normaler“ Frau und „pathologischer“ Weiblichkeit deutlich. In der Ambiguität von Anpassung und Eigenwilligkeit werden Weiblichkeitsnormen hier sowohl bestätigt als auch subvertiert. Ein feministisches Gesundheits- und Krankheitsverständnis ermöglicht mit der Perspektive normativer Konstituiertheit von Weiblichkeit und Männlichkeit eine neue Herangehensweise an die Zusammenhänge von Psyche und Körper, Geschlecht und Gesellschaft. Kein Körper, keine Krankheit und kein Geschlecht existiert außerhalb des Prozesses soziokultureller Bedeutungskonstruktion. Die Perspektive der Intersektionalität von Krankheit und Geschlecht bietet emanzipatorisches Potenzial für Beratung, Psychotherapie und Medizin. Das Konzept der Performativität eröffnet neue Perspektiven auf feministische Handlungsfähigkeit. Feministische Philosophie kann somit auch in der psychosozialen Beratung als emanzipatorische gesellschaftliche Praxis wirksam werden.
17. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 30
János Loboczky Praktische Philosophie und Ethik in Gadamers Hermeneutik
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In diesem Beitrag untersuche ich kurz drei problematische Gebiete. Ich erörtere die in dem Titel angegebenen Aspekte der hermeneutischen Philosophie Gadamers: die Idee der praktischen Philosophie in einer aristotelischen Annäherung, die Analyse der Bedeutung der Praxis bei Gadamer und die Gadamer’sche Perspektive der Möglichkeit der philosophischen Ethik. In meiner Untersuchung betone ich, wie Gadamer sich mit bestimmten aristotelischen Begriffen (Phronesis, Sophia, Techne, Praxis) und mit ihren Auslegungen befasst. Nach Gadamer stellen diese den wesentlichen Zusammenhang zwischen der hermeneutischen Methode und dem sittlichen Wissen dar. Die Aufgabe des sittlichen Wissens ist, die Umrisse der Dinge sichtbar zu machen. So kann das sittliche Bewusstsein gestaltet werden. Schließlich hält Gadamer die aristotelische Sicht für offenbar, nach der es nicht um Werte, sondern um Tugenden geht, und das Wesen der philosophischen Ethik in der Vermittlung zwischen Logos und Ethos, bzw. der Subjektivität des Wissens und der Substanzialität des Seins, letzten Endes im Treffen des „Richtigen“ besteht.
18. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 30
Ekaterini Kaleri Die Überwindung des Dualismus in Wilhelm Diltheys erkenntnistheoretischem und ontologischem Denken
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Der metaphysische Geist-Koerper Dualismus sowie, im Anschluss daran, die Subjekt-Objekt-Trennung in der Erkenntnithe-orie der Neuzeit, einschliesslich der transzendentalen Position I. Kants, sind, so die These des deutschen Philosophen Wilhlem Dilthey, auf eine ueberspitzt intellektualistische Ausdeutung des neuzeitlichen Prinzips der Phaenomena-litaet zurueckzufuehren. Auf der Basis dieses Intellektualismus wurde in der Philosophie eine unueberbrueckbare Kluft zwischen dem Bewusstsein und der aeusseren materialen Welt geschaffen, die am Ende die gegebene Reali-taetsgewissheit selbst nicht zu begruenden vermag. Im Gegensatz dazu prae-sentiert Dilthey ein monistisches Prinzip des „Lebens“, das aller logischen Bezugnahme auf eine objektive Welt vorausgehen soll. Auf dieser Ebene etab-lieren sich Selbstbewusstsein und Bewusstsein des „Andreren“ zeitgleich und in gegenseitiger Bedingtheit. Dilthey legt diese Korrelation mittels einer pha-enomenologischen Analyse der grundlegenden Erfahrung der willkuerlichen Bewegung dar. Anhand dieser Analyse laesst sich zeigen, dass die Erfahrung der willkuerlichen Bewegung, welche von der Vostellung eines zu erreichnden Ziels geleitet wird, notwendigerweise mit der Erfahrung eines opponierenden Widerstandes einhergeht. Die Signifikanz von Entitaeten, die aeusserlich ge-genueber dem Selbst sind, manifestiert sich somit primaer unter Kategorien wie die der Bedeutsamkeit und der Zweckmaessigkeit.
19. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 39
Cornelia Eşianu Das Ding und die Poesie bei Friedrich Schlegel
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Einer der Grundzüge des philosophischen Denkens von Friedrich Schlegel (1772-1829) ist sein Plädoyer für die Verbindung von Poesie und Philosophie. Poesie als Kunst ist für ihn ein Bedürfnis der Philosophie, da diese es von sich aus nicht leiste, das Wirkliche zu erkennen. Poesie stellt für ihn das Zentrum des Realismus dar. So erachtet er es für notwendig, bei der genetischen Konstruktion der Welt (der Kosmogonie) das Höchste, das Welt-Ich, wie er es nennt, als „ein lebendiges, werdendes“ zu denken, „damit es nicht durch die philosophische Nachbildung in ein Ding verwandelt werde und wir nicht ein totes beharrliches Weltall erhalten“. Was ist „das Ding“ in Schlegels Sicht und welche „Gefahren“ verbirgt es, dass der Autor darüber den Stab bricht? Macht er dadurch den Weg frei für die Inszenierung der Poesie, jener Kunst, von der Kant meinte, es gehe darin „alles ehrlich und aufrichtig“ zu? Was ist aber Poesie und welche Rolle genau wird ihr im philosophischen Entwurf Schlegels zugeteilt? Mein Beitrag geht diesen Fragen nach und untersucht das Verhältnis der beiden im Titel erwähnten Konzepte, nicht zuletzt aus der Perspektive ihrer Relevanz für das Denken des deutschen Romantikers.
20. Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy: Volume > 47
Rolf Elberfeld Kultur oder Kulturen?: Überlegungen zum Ausgangspunkt der Kulturphilosophie
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Der moderne Begriff der „Kultur“ entwickelte sich im 18. Jahrhundert in Europa. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Wort „Kultur“ als Singularetantum verwendet für die kulturelle Entwicklung der gesamten Menschheit. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Plural „Kulturen“ mit dem Singular „Kultur“ im Sinne einer einzelnen Kultur in den Geisteswissenschaften. Für die Kulturphilosophie ist zu fragen, ob diese auf dem Begriff der „Kultur“ als Singularetantum oder dem Begriff der „Kulturen“ aufzubauen ist.